7/19/2016

J. Blumenkrohn, Göttingen

Konservenglasdeckel mit Namenszug der Firma J. Blumenkrohn in Göttingen. Aufgrund der nachfolgenden Informationen gehe ich davon aus, daß der Deckel im Auftrag von einer unbekannten Glashütte produziert wurde. Ein möglicher Hersteller kann Fäcke & Co., Kohlfurt sein. Fäcke lieferte auf Wunsch eigene, namenlose Konservengläser, deren Deckel mit anderen Inschriften versehen werden konnten.
 
Für die folgenden Ausführungen bedanke ich mich bei Frau Ulrike Ehbrecht vom Stadtarchiv Göttingen:

"Das Haushalts- und Spielwarengeschäft von Josef Blumenkrohn ("Riesenbazar J. Blumenkrohn" ) befand sich seit 1906 im Geschäftshaus Groner Straße 26/27 in Göttingen und zählte seit Mitte der 20er Jahre zu den regional führenden Betrieben der Branche. Der geschäftliche Erfolg führte 1927 zur Eröffnung einer Niederlassung in Northeim (Am Münster 20). Nach dem Tod des Firmengründers Josef Blumenkrohn ging der Betrieb auf seinen Schwiegersohn Ernst Jacobson über. Nach 1933 führten Hetze, Boykottaufrufe und tätliche Übergriffe der Nationalsozialisten letztendlich zum wirtschaftlichen Ruin des alteingesessenen jüdischen Geschäfts mit der Konsequenz, dass die Betriebsflächen in der Groner Str. 26 im April/Mai 1934 aufgegeben werden mussten Aufgrund der infolge zahlreicher Beschädigungen der Immobilie eingetretenen finanziellen Engpässe war der Verkauf nunmehr auf das Stammhaus in der Groner Straße 27 beschränkt. Ernst Jacobson bemühte sich leider erfolglos um Abwendung der Firmeninsolvenz. Ab August 1934 kam es zum Räumungsverkauf. Die zum Unternehmen Blumenkrohn gehörigen Grundstücke Groner Str. 27 und Nikolaistr. 17 wurden im März 1935 verkauft."


Josef Blumenkron hatte vier Töchter: Herta, Grete, Edith und Nelli. Herta hatte mit ihrem schwer kriegsversehrten Gatten Albert Isenberg die Niederlassung in Northeim übernommen. 1932 mußte die Niederlassung vermutlich im Zusammenhang mit den Vorkommnissen in Göttingen geschlossen werden. Familie Isenberg verzog dann nach Hamburg, von dort aus wurden sie nach Theresienstadt deportiert, wo Herr Isenberg 1943 verstarb. Herta Isenberg kam nach Auschwitz, wo sie 1944 ums Leben kam. An das Schicksal der Isenbergs erinnert heute die Aktion Stolpersteine (http://www.northeim.de/uploads/media/flyerStolpersteine.pdf) in Northeim.
Grete und Nelli konnten in die USA flüchten. Edith, verehelichte Jacobson gelang 1938 die Flucht nach Haifa.
Das Grabmale von Josef Blumenkrohn und seiner Ehefrau Berta können auf dem jüdischen Teil des Stadtfriedhofs Göttingen (http://grabsteine.genealogy.net/tomb.php?cem=2234&tomb=464&b=a&lang=de) besucht werden.

Deckel eines Konservenglases
Halsweite 85 mm
Neben dem Namenszug zeigt es in der Mitte noch eine Blume auf einer Krone.


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